ÖPNV

 

3. Einführung in Euer Thema

Eure Aufgabe besteht darin, erste Konzeptansätze für eine nachhaltigere Mobilität in Eurer Region zu entwickeln. Dabei werdet Ihr Euch auf den Öffentlichen Personen-(Schienen)-Nahverkehr (Abkürzung: ÖP(S)NV) fokussieren. Die Leitfragen lauten: Warum muss sich überhaupt etwas ändern an unserer Mobilität? Wie kann die Bevölkerung dazu gewonnen werden, verstärkt auf ÖP(S)NV-Angebote zu setzen? Was muss sich konkret ändern? Welche Rahmenbedingungen muss die Politik hierfür schaffen? Welchen Beitrag kann jeder Einzelne von uns leisten?

In diesem Einführungsblock erarbeitet Ihr Euch das notwendige Hintergrund-Wissen, um anschließend konkrete Ideen zu bestimmten Teilthemen entwickeln zu können.

Zeitaufwand: ca. 60 Minuten

1. Lösung: Basis-Wissen ÖP(S)NV

Hier findet Ihr die Antworten inkl. Erläuterungen und Quellenangaben:

Frage 1: Verkehrsmittelwahl: Wie hoch war der Pkw-Anteil in Deutschland im Jahr 2020?

Antwort: Der private Pkw bleibt das beliebteste Verkehrsmittel in Deutschland – im Jahr 2020 machte der motorisierte Individualverkehr einen Anteil von rund 87,5 Prozent am Modal Split im Personenverkehr in Deutschland aus. Den zweitgrößten Anteil machte mit 6,1 Prozent der Schienenpersonenverkehr aus. Darauf folgten der öffentliche Straßenverkehr und der Luftverkehr. Aufgrund der Corona-Krise war im Jahr 2020 der Anteil vom Individualverehr bedeutend größer als in den Vorjahren. Quelle: Statista Entwicklung des Modal Split im Personenverkehr in Deutschland in den Jahren 2013 bis 2024

Frage 2: Wie hoch ist Anteil der PKW-Fahrten, die nicht länger als 5 km sind und somit ideal fürs Radfahren wären?

Antwort: Nach Untersuchungen in deutschen Großstädten führen 40-50 % der Autofahrten über eine Strecke von weniger als fünf Kilometer Länge. Sie liegen damit in einem Entfernungsbereich, in dem das Fahrrad sogar das schnellste Verkehrsmittel ist. Quelle: Veröffentlichung des Umweltbundesamtes "Radverkehr"

Frage 3: Wie stark müssten wir die Verkehrs-Emissionen zur Erreichung des Pariser Klimaschutzabkommens reduzieren?

Antwort: Das Pariser Abkommen formuliert erstmals das Ziel, dass die Nationen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nur noch "Netto-Null-Emissionen" emittieren. Der Ausstoß von Treibhausgaben wäre dann nur erlaubt, wenn entsprechende biologische und technische Senken rein rechnerisch die Emissionen ausgleichen. Insofern müssten die Verkehrsemissionen weitestgehend auf Null gesenkt werden. Quelle: UBA-Texte 45/2017 Klimaschutz im Verkehr: Neuer Handlungsbedarf nach dem Pariser Klimaschutzabkommen. Teilbericht des Projekts „Klimaschutzbeitrag des Verkehrs 2050“)

Frage 4: Welches Auto hat die beste Klimabilanz?

Antwort: Zugegeben, diese Frage war ein wenig tricky. Aber wir wollten deutlich machen, dass die Verkehrs- bzw. Mobilitätswende deutlich mehr bedeutet als nur eine neue Antriebstechnik für PKWs. Es erfordert vielmehr eine neue Mobilitätskultur und ein Umdenken im Mobilitätsverhalten der Menschen. Die ersten 5 Kilometer gehören dem Rad und lange Strecken der Bahn. Zudem sind neue Mobilitätsformen mit einem weitest gehenden Verzicht auf das eigene Auto notwendig.

Frage 5: Die Nutzungskosten eines PKWs liegen bei 50 - 140 Cent pro km. Wie hoch liegen die Kosten beim Rad?

Antwort: Laut dem Umweltbundesamt und dem Bundesverkehrsministeriums liegen die Nutzungskosten eines Fahrrades bei rund 10 Cent je zurückgelegtem Kilometer. Darin sind Anschaffung, Reparaturen, sowie ein Zuschlag für fahrradspezifische Ausstattung, wie z. B. Fahrradschloss, Regenhose und regendichte Tasche berücksichtigt. Quellen: Veröffentlichung des Umweltbundesamtes "Radverkehr"; zu empfehlen ist auch das folgende Video "Rad, Auto, ÖPNV - Wer schneidet besser ab? / RADFUNK".

Frage 6: Die Kosten für die Gesellschaft liegen beim PKW bei ca. 15 Cent pro km. Wie hoch liegen die Kosten beim Rad?

Antwort: Laut einer Kopenhagener Studie liegen die Kosten für die Gesellschaft beim PKW sogar bei 20 Cent pro km, die derzeit nicht durch Steuern und Abgaben der Autofahrer gedeckt sind. Davon ausgehend, dass ein Auto pro Jahr etwa 20.000 Personenkilometer bewegt wird, bedeutet dies, dass in Deutschland jedes einzelne Auto pro Jahr mit 4.000 Euro von uns allen subventioniert ist. Die Kosten für ÖPNV liegen bei 5 Cent pro km. Hingegen erwirtschaftet das Fahrrad pro gefahrenem Kilometer einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen von 30 Cent, so die Studie, und zwar aufgrund der positiven Auswirkungen auf die Gesundheit, das Klima, den Lärm etc. In dem nachfolgend genannten Video wird der gesamtgesellschaftliche Nutzen allerdings nur mit ca. 0,016 Cent angegeben. Unabhängig von der tatsächlichen Höhe muss festgestellt werden, dass das Auto stark subventioniert, während der gesellschaftlich 'gewinnbringende' Fahrradverkehr nicht adäquat durch Investitionen gefördert wird. Quelle: Video "Rad, Auto, ÖPNV - Wer schneidet besser ab? / RADFUNK" sowie Veröffentlichung "Kostenvergleich Auto und Fahrrad in Deutschland" auf dem Fahrradportal des Bundesverkehrsministeriums.

Frage 7: Platzbedarf: Ein Auto benötigt 65 qm bei 30 km/h. Wie viel benötigt ein ÖPNV-Nutzer (Auslastung: 20 %)?

Antwort: Am wenigsten Platz verbrauchen wir, wenn wir zu Fuß unterwegs sind. Ein Fußgänger braucht nur 1qm. Das Auto verbraucht schon stehend 12 qm. Sind wir mit 30 km/h unterwegs, sind es schon 65 qm, weil wir ja Bremsweg und Beschleunigung mit berechnen müssen. Mal zum Vergleich: wenn wir das Rad nehmen und 30 km/h schnell sind, was ja für einen Radfahrer echt fix ist, dann verbrauchen wir 42 qm. Bus und Bahn: Da verbraucht ein Fahrgast schon bei einer Auslastung von 20 % nur 5qm. Quelle: Video "Rad, Auto, ÖPNV - Wer schneidet besser ab? / RADFUNK"

Frage 8: Wie viel CO2 spart ein Berufspendler im Jahr, der werktags die 5 km mit dem Rad statt Auto zurücklegt?

Antwort: Eine Berufspendlerin oder Berufspendler, die oder der werktags je 5 km mit dem Rad zur Arbeit hin und zurück fährt, anstatt das Auto zu benutzen, kann im Jahr rund 300 kg CO2-Emissionen einsparen. Der Radverkehr ist somit gemeinsam mit dem Fußverkehr die klimaschonendste Fortbewegungsart. Bin ich mit Bus oder Bahn unterwegs, dann belaste ich die Umwelt pro Strecke mit 0,42 kg CO2. Beim Auto ist es sogar mehr als das Doppelte. Das Fahrrad, das hat gar keine Emissionen. Selbst wenn ich die Emissionen mit einrechne, die bei der Produktion entstehen, schlägt das Fahrrad trotzdem noch locker ÖPNV und das Auto. Quelle: Veröffentlichung des Umweltbundesamtes "Radverkehr" sowie Video "Rad, Auto, ÖPNV - Wer schneidet besser ab? / RADFUNK"