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2. Einführung: Nachhaltigkeit
Da Ihr in dieser Woche nachhaltige Lösungen für Eure Region entwickeln werdet, ist es sinnvoll, den Begriff "Nachhaltigkeit" vorab kurz zu definieren. Womöglich habt Ihr das Thema bereits im Unterricht behandelt? Falls Euch die 3 Säulen bzw. Dimensionen der Nachhaltigkeit daher bereits bekannt sein sollten, könnt Ihr direkt mit den unten genannten Aufgaben starten. Andernfalls bitten wir Euch, das folgende Video für eine Kurzeinführung zu nutzen.
Zeitaufwand: ca. 15 Minuten (inkl. Aufgabe)
Lösung: Auswege aus dem Dilemma
Nach einer Studie für das Umweltbundesamt kann kein Akteur unabhängig von den anderen einen Wandel initiieren. Alle Akteure hängen voneinander ab und warten geradezu auf das Verhalten anderer. Dieses Dilemma wird auch als Lock-In-Effekt bezeichnet. Erst, wenn an mehreren Stellen gleichzeitig, in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und auch in den Medien, Veränderungen stattfinden, kann sich eigendynamisch ein Wandel insgesamt vollziehen. Hierfür braucht es an mehreren Stellen Vorreiter und womöglich auch einen gesamtgesellschaftlichen Konsens. Was bedeutet dies konkret für unser Beispiel aus der Textilindustrie?
- Die Politik in Bangladesch ist zögerlich bei der Erhöhung des Mindestlohnes für die Textilbeschäftigten, da sie befürchten muss, dass die Industrie dann in andere Länder mit geringeren Auflagen abwandern wird und somit Arbeitsplätze in der Region verloren gehen. Andererseits musste sie gerade erst im letzten Jahr aufgrund tagelanger Proteste den Mindestlohn anheben, um in der Gunst der Wähler nicht zurückzufallen. Die Politik befindet sich somit in der Zwickmühle.
- Gleiches gilt für die Politik in Deutschland und Europa. So könnten z.B. höhere Importauflagen (z.B. durch ein Verbot von „unfairer Kleidung“) dazu führen, dass die dadurch steigenden Textilpreise von der Breite der Bevölkerung nicht akzeptiert werden und sie die Politik dafür bei der nächsten Wahl abstrafen wird. Dies gilt insbesondere dann, wenn Medien derartige Vorhaben gerne für Top-Schlagzeilen und Stimmungsmache nutzen. Als Beispiel dienen die folgenden Schlagzeilen der Bildzeitung am 17.05.2020 als Reaktion auf die Forderung der GRÜNEN nach einem Mindestpreis für Fleisch: Habeck will unser Schnitzel teurer machen! Planwirtschaftlicher Unsinn!
- Würden die Medien derartige Schlagzeilen auch dann produzieren, wenn die Mehrheit der Bevölkerung pro Nachhaltigkeit eingestellt ist? Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Medien auch auf die Stimmungslage im Land reagieren (um die Leserschaft nicht zu verlieren) und auch nicht ganz unabhängig von den Werbeeinnahmen durch die Wirtschaft sind, die sicherlich immer dann gerne weitere Anzeigen schalten, wenn die Berichterstattung aus ihrer Sicht grundsätzlich stimmt.
- Die Textilwirtschaft und insbesondere der Handel werden nicht ausschließlich auf einen höheren Standard (z.B. Fairtrade) setzen können, wenn die Verbraucher dies nicht nachfragen / kaufen. Stattdessen fordert die Wirtschaft die Politik auf, möglichst weltweit die gleichen und somit wettbewerbs-neutrale Auflagen zu schaffen - wohl wissend, dass dies aufgrund der bestehenden Interessenskonflikte (die Staaten stehen untereinander im Wettbewerb) kaum möglich sein wird.
- Aber warum greift eigentlich nicht jeder Einzelne von uns als Verbraucher bei Fairtrade-Kleidung zu - zumal die Umstände ja bekannt sind und Fairtrade-Kleidung auch nicht teuer ist als die üblichen Markenklamotten und auch nicht anders aussieht? Und warum warten wir stattdessen lieber auf die Auflagen durch die Politik, das Angebot durch die Wirtschaft, die Motivation durch die Medien und vor allem auf das Mitziehen unseres Umfelds? Zum einen sicherlich, weil es bequemer ist. Andererseits würden viele von uns doch sicherlich aktiv werden, wenn Fairtrade-Kleidung plötzlich "Inn" und das Tragen der Faitrade-Kleidung mit Anerkennung im Sinne eines Statussymbols verbunden wäre, oder? Aber, wie könnte dieser Punkt erreicht werden?