Radförderung in der Region
3. Einführung in Euer Thema
Eure Aufgabe besteht darin, erste Konzeptansätze für eine nachhaltigere Mobilität in Eurer Region zu entwickeln. Dabei werdet Ihr Euch auf die Rad-Förderung fokussieren. Die Leitfragen lauten: Warum muss sich überhaupt etwas ändern an unserer Mobilität? Wie kann die Bevölkerung dazu gewonnen werden, verstärkt auf das Fahrrad zu setzen? Was muss sich konkret ändern? Welche Rahmenbedingungen muss die Politik hierfür schaffen? Welchen Beitrag kann jeder Einzelne von uns leisten?
In diesem Einführungsblock erarbeitet Ihr Euch das notwendige Hintergrund-Wissen, um anschließend konkrete Ideen zu bestimmten Teilthemen entwickeln zu können. Da wir aufgrund der knappen Zeit nicht alle Themen behandeln können, werden wir uns auf die Oberthemen Rad-Infrastruktur und Radförderung (Anreize sowie Aufklärungs- und Motivationskampagnen) beschränken. Zudem möchten wir ein Zukunftsszenario als Impuls nutzen.
Zeitaufwand: ca. 60 Minuten
1. Lösung: Basis-Wissen
Hier findet Ihr die Antworten inkl. Erläuterungen und Quellenangaben:
Frage 1: Die Niederlande gilt als Fahrrad-Land und steht für eine erfolgreiche Radförderung. Wie kam es dazu?
Antwort: Die zunehmende Anzahl an tödlichen Unfällen mit Kindern durch die zunehmende Anzahl an Autos führte in den siebziger Jahren zu Massenprotesten. Die zusätzliche Öl- und Wirtschaftskrise in 1973 gab der Regierung den letzten Schub. Eine getrennte Infrastruktur und eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Gestaltung öffentlicher Räume wurden schon schnell als Lösungen erkannt. Das Resultat: Viele separate Radwege, viel mehr Radfahrer, viel weniger Unfälle, und kaum noch tödliche Unfälle mit Kindern. (Quelle: Video Wie die Niederländer ihre Radwege bekamen)
Frage 2: Der Radverkehrsanteil in Amsterdam lag durchschnittlich bei 32 %. Wie hoch war der Anteil in Stuttgart?
Antwort: Laut einer Greenpeace-Studie lag der Radverkehrsanteil in Stuttgart in den letzten Jahren durchschnittlich bei ca. 5 %. Quelle: Greenpeace Veröffentlichung "Guter Rat: das Rad".
Frage 3: Die durchschnittliche, jährliche Pro-Kopf-Radförderung lag in Kopenhagen bei 35,6 EUR. Wie viel investierte Hamburg?
Antwort: Laut einer Greenpeace-Studie lag die durchschnittliche, jährliche Pro-Kopf-Radförderung in Hamburg in den letzten Jahren bei ca. 2,90 EUR. Quelle: Greenpeace Veröffentlichung "Guter Rat: das Rad".
Frage 4: Die Nutzungskosten eines PKWs liegen bei 50 - 140 Cent pro km. Wie hoch liegen die Kosten beim Rad?
Antwort: Laut dem Umweltbundesamt und dem Bundesverkehrsministeriums liegen die Nutzungskosten eines Fahrrades bei rund 10 Cent je zurückgelegtem Kilometer. Darin sind Anschaffung, Reparaturen, sowie ein Zuschlag für fahrradspezifische Ausstattung, wie z. B. Fahrradschloss, Regenhose und regendichte Tasche berücksichtigt. Quellen: Veröffentlichung des Umweltbundesamtes "Radverkehr"; zu empfehlen ist auch das folgende Video "Rad, Auto, ÖPNV - Wer schneidet besser ab? / RADFUNK".
Frage 5: Die Kosten für die Gesellschaft liegen beim PKW bei ca. 15 Cent pro km. Wie hoch liegen die Kosten beim Rad?
Antwort: Laut einer Kopenhagener Studie liegen die Kosten für die Gesellschaft beim PKW sogar bei 20 Cent pro km, die derzeit nicht durch Steuern und Abgaben der Autofahrer gedeckt sind. Davon ausgehend, dass ein Auto pro Jahr etwa 20.000 Personenkilometer bewegt wird, bedeutet dies, dass in Deutschland jedes einzelne Auto pro Jahr mit 4.000 Euro von uns allen subventioniert ist. Hingegen erwirtschaftet das Fahrrad pro gefahrenem Kilometer einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen von 30 Cent, so die Studie, und zwar aufgrund der positiven Auswirkungen auf die Gesundheit, das Klima, den Lärm etc. In dem nachfolgend genannten Video wird der gesamtgesellschaftliche Nutzen allerdings nur mit ca. 0,016 Cent angegeben. Unabhängig von der tatsächlichen Höhe muss festgestellt werden, dass das Auto stark subventioniert, während der gesellschaftlich 'gewinnbringende' Fahrradverkehr nicht adäquat durch Investitionen gefördert wird. Quelle: Video "Rad, Auto, ÖPNV - Wer schneidet besser ab? / RADFUNK" sowie Veröffentlichung "Kostenvergleich Auto und Fahrrad in Deutschland" auf dem Fahrradportal des Bundesverkehrsministeriums.
Frage 6: Wie viel kosten die Bewegungsmuffel der Wirtschaft und den Gesundheitssystemen pro Jahr?
Antwort: Laut dem Mitteldeutschen Rundfunk der ARD (mdr) haben Wissenschaftler in 2016 erstmal weltweit Daten ausgewertet, die den Zusammenhang zwischen fehlender körperlicher Aktivität und Kosten für Wirtschaft und Gesundheitssysteme belegen. Ergebnis: 60 Milliarden Euro gehen jedes Jahr drauf. Kein Sport zu treiben, so schwedische Mediziner, könnte Rauchen als Todesursache Nummer 1 ablösen. Bereits sieben Millionen Deutsche müssen derzeit wegen Adipositas (Fettleibigkeit) behandelt werden. Diese Zahl veröffentlichte gestern die Barmer Ersatzkasse. Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Sportliche Höchstleistungen müssen dafür nicht vollbracht werden: Es sei schon ausreichend, zügig zu gehen oder Fahrrad zu fahren. Das sei allerdings dringend nötig, so die Wissenschaftler, denn bei den Untersuchungen hatten sie Probanden, die sich nur noch fünf Minuten am Tag bewegten. Quelle: mdr Wissen "Bewegungsmuffel kosten 60 Milliarden EUR pro Jahr"
Frage 7: Wettrennen in der Berliner Innenstadt. Das Rad benötigt ca. 15 Minuten für 4 km. Wie lange braucht das Auto?
Antwort: Nach einem Test des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) benötigt das Auto für die gleiche Strecke 23 Minuten. Auf Kurzstrecken ist das Fahrrad in (Groß-)Städten unschlagbar. Staus, Parkplatzsuche etc. sind die Nachteile der PKW-Nutzung. Quelle: Video "Rad, Auto, ÖPNV - Wer schneidet besser ab? / RADFUNK"
Frage 8: Das Verkehrsministerium investiert jährlich ca. 28 Milliarden EUR. Wie viel erhält die Radförderung?
Antwort: Bislang steckt die Bundesregierung gerade einmal 130 Millionen Euro des insgesamt fast 28 Milliarden Euro schweren Verkehrsbudgets jährlich in den Radverkehr; das sind lediglich 0,5 Prozent. Mit dem Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung sollen zukünftig zusätzliche Mittel in Höhe von 900 Mio. Euro allein für den Radverkehr bis 2023 bereitstellt werden. Damit würde der Anteil bei ca. 1 % liegen. Quelle: Greenpeace Veröffentlichung "Guter Rat: das Rad" sowie Artikel des Bundesverkehrsministeriums "Finanzielle Förderung des Radverkehrs"
Frage 9: Wie hoch ist Anteil der PKW-Fahrten, die nicht länger als 5 km sind und somit ideal fürs Radfahren wären?
Antwort: Nach Untersuchungen in deutschen Großstädten führen 40-50 % der Autofahrten über eine Strecke von weniger als fünf Kilometer Länge. Sie liegen damit in einem Entfernungsbereich, in dem das Fahrrad sogar das schnellste Verkehrsmittel ist. Quelle: Veröffentlichung des Umweltbundesamtes "Radverkehr"
Frage 10: Wie viel CO2 spart ein Berufspendler im Jahr, der werktags die 5 km mit dem Rad statt Auto zurücklegt?
Antwort: Eine Berufspendlerin oder Berufspendler, die oder der werktags je 5 km mit dem Rad zur Arbeit hin und zurück fährt, anstatt das Auto zu benutzen, kann im Jahr rund 300 kg CO2-Emissionen einsparen. Der Radverkehr ist somit gemeinsam mit dem Fußverkehr die klimaschonendste Fortbewegungsart. Quelle: Veröffentlichung des Umweltbundesamtes "Radverkehr"